@Schenschtschina Futbolista:
Ich halte den Vergleich von Nationalteams mit Vereinsteams in vielerlei Hinsicht für problematisch. Vereinstrainer und ein Auswahltrainer haben neben einigen Schnittpunkten ihrer Tätigkeiten doch sehr verschiedene Felder zu beackern.
Der Austausch eines Trainers hat bei Vereinsteams m.E. mehr Wirkungsmöglichkeiten, denn Vereinteams haben mehr Kohäsion. Nationalteams sind “zusammengewürfelt” und weniger zusammengewachsen – sie können in der Regel keinen Trainer unisono ablehnen. Und ob der Wechsel wirklich neue Spielerinnen in die Natio spülen würde – das ist eine vage Spekulation.
In der Nationalmannschaft ist ein Wechsel ohne deutliche Krise ein Drahtseilakt, villeicht sogar ein nicht hinnehmbares Risiko.
Ja, wenn die Nationalspielerinnen bzw. Anwärterinnen sich einig wären, könnte ein neuer Trainer befreiend oder beflügelnd wirken. Im deutschen Team habe ich von einer allgemeinen “Neid-Müdigkeit” aber nichts gehört.
Mehmet Scholl hört sich ganz gut an und ich denke, er würde in einiger Hinsicht mit der Presse besser umgehen können als Silvia Neid.
Aber hat er Erfahrungen im Frauenfußball, der sich nun einmal sehr vom Männerfußball unterscheidet ? Ich weiß es nicht.
Zur Zeit würde man einen Wechsel nur schwer vermitteln können.
Trainerwechsel sind (und gelten in der Öffentlichkeit) m.E. als eine Art letztes Mittel oder auch eine Form von Krisenmanagement.
Leitet man einen Wechsel ein, könnte man die richtige Krise erst schaffen.
Denn: Wenn die Leute den Wechsel als Krisenintervention wahrnehmen, könnten sie getreu ihrer Wahrnehmung handeln und zwar so, als gäbe es eine Krise (Siehe W. I. Thomas: If men define a situation as real, they are real in their consequences).
Zur Zeit sind wir in der Natio in einer stabilen Situation. Die hier insgesamt vorgebrachten Gründe oder anders: Wegen theoretischer Erwägungen , überzeugen mich nicht so recht.